Aktuelle Balde-Forschungen an der Universität München
(Stand: Dezember 2017)
1. In einem von Claudia Wiener und Wilfried Stroh im Wintersemester 2005/06 veranstalteten wöchentlichen
Balde-Colloquium (mit acht Teilnehmern) wurde eine kommentierte Ausgabe von Baldes mit den Schülern seiner
Poetenklasse erarbeiteter Emblemsammlung De Dei et mundi amore (wahrscheinlich Anfang 1628) vorbereitet. Dabei
erwies sich der Text, obwohl es sich um die Originalblätter der Ausstellung handeln muss, als überraschend
fehlerhaft. Die Ausgabe ist mit einleitenden Essays im Dezember 2012 erschienen unter dem Titel: Christus und
Cupido. Embleme aus Jacob Baldes Poetenklasse von 1628, nach Vorarbeiten von Günter Hess hrsg. von Veronika
Lukas, Wilfried Stroh und Claudia Wiener, Regensburg 2012 (= Jesuitica Bd. 18). Eine Buchpräsentation fand am 13.
Dezember 2012 im Museum für Abgüsse klassischer Bildwerke, München statt.
2. Dieses Balde-Colloquium ist in den folgenden Semestern, also vom Sommersemester 2006 an bis in die Gegenwart fortgesetzt und
gewissermaßen institutionalisiert worden. Behandelt wurden dabei die folgenden
Werke (in der Reihenfolge der Entstehung):
Regnum poetarum (1628)
Epithalamion (1635)
Batrachomyomachia (1637)
Epodi (1643)
Sylvae III/IV (1643)
Sylvae IX (1646)
Drama georgicum (1647)
Odae Partheniae (1648), zusammen mit Prof. Dr. Manfred Heim (Bayerische Kirchengeschichte)
Medicinae gloria (1651)
Contra abusum tabaci (1657)
Crisis (1657)
Encomium toruitatis (1658)
Antagathyrsus (1658)
Solatium podagricorum (1661)
De eclipsi solari (1662)
Urania victrix III-V (1664)
Im Wintersemester 2017/18 behandeln wir das Templum honoris (1637). Wir freuen uns über Teilnehmer
bzw. Besucher vor allem auch von außerhalb der Universität! Auch "passive" Teilnahme (d.h. ohne aktives Lesen und
Übersetzen) kann gerne gestattet werden. Das Colloquium findet regelmäßig montags von 18-20 Uhr statt.
3. Außer der genannten Publikation ist aus dem Colloquium hervorgegangen:
-
Katharina Kagerer, Jacob Balde und die bayerische Historiographie unter Kurfürst Maximilian I. Ein Kommentar
zur Traum-Ode ('Silvae' 7,15) und zur 'Interpretatio Somnii', München 2014 (= Münchner Baldestudien 5), 770 S.,
2 Abb. (zugleich Diss. München 2011, betreut von Wilfried Stroh sowie Claudia Wiener und Alois Schmid)
- Philipp Weiß, Jacob Balde "Epithalamion", herausgegeben, übersetzt und kommentiert, Tübingen 2015 (NeoLatina 26)
- Alexander Winkler, Satyra contra abusum tabaci. Satire wider den Tabakmissbrauch. Lateinisch und deutsch.
Herausgegeben, übersetzt und mit einem Kommentar und einem Nachwort versehen, Mainz 2015 (= excerpta classica 28)
4. Als sonstige Publikationen zu Balde sind von Mitgliedern des Balde-Colloquiums an der LMU München seit 2006 erschienen:
- Kagerer, Katharina: "Die Jesuiten und der Hof. Matthäus Rader, Andreas Brunner und Jacob Balde als
Landesgeschichtsschreiber im 17. Jahrhundert", in: Julius Oswald SJ / Rolf Selbmann / Claudia Wiener (Hrsg.),
Serenissimi Gymnasium. 450 Jahre bayerische Bildungspolitik vom Jesuitenkolleg zum Wilhelmsgymnasium München,
Regensburg / Rom 2010 (= Jesuitica 15 / Bibliotheca Instituti Historici Societatis Iesu 71), 43-59
- Dies.: "'Musam vela decent'". Jacob Baldes Überlegungen zur poetischen Verhüllung im achten Sylvenbuch", in:
Eckard Lefèvre / Eckart Schäfer (Hrsg.), Beiträge zu den 'Sylvae' des neulateinischen Barockdichters Jakob Balde,
Tübingen 2010 (= NeoLatina 18), 171-193
- Dies.: "Der Jesuitendichter Jacob Balde zwischen Historiographie und Poesie", in: Acta conventus Neo-Latini
Upsaliensis. Proceedings of the Fourteenth International Congress of Neo-Latin Studies (Uppsala 2009),
hrsg. von Astrid Steiner-Weber u.a., Bd. 1, Leiden 2012 (= Acta conventus neo-latini 14,1), 523-533
- Lukas, Veronika: "Balde als Leser. Statius, Lucan und Vergil in der Pudicitia vindicata", in: Thorsten Burkard /
Günter Hess / Wilhelm Kühlmann / Julius Oswald SJ (Hrsg.), Jacob Balde im kulturellen Kontext seiner Epoche,
Regensburg 2006, 13-26
- Dies.: "Adam im Garten: Jacob Balde, 'Sylvae' 8,13-14", in: Eckard Lefèvre / Eckart Schäfer (Hrsg.),
Beiträge zu den 'Sylvae' (s. oben unter Kagerer), 195-213
- Stroh, Wilfried: "Plan und Zufall in Jacob Baldes dichterischem Lebenswerk", in: Thorsten Burkard u.a. (Hrsg.), Jacob
Balde im kulturellen Kontext seiner Epoche (s. oben unter Lukas), 198-244
- Ders.: "Jakob Balde: Iocus serius", in: Wilhelm Matthiessen / Bernd Schurf / Wieland Zirbs (Hrsg.),
Deutschbuch / Sprach- und Lesebuch 8, Berlin 2006, 207-211
- Ders.: "Des Mars germanischer Sprössling - Jacobus Balde huldigt Johann von Tilly", in: Marcus Junkelmann,
'Der du gelehrt hast meine Hände den Krieg': Tilly - Heiliger oder Kriegsverbrecher?, Altötting 2007, 67-76
- Ders.: "'Ad pacificatores': Jacob Baldes Friedensoden im neunten Buch der 'Sylvae', in: Eckard Lefèvre / Eckart Schäfer (Hrsg.),
Beiträge zu den 'Sylvae' (s. oben unter Kagerer), 295-332
- Ders.: "Vom Kasperletheater zum Märtyrerdrama: Jacobus Baldes Innsbrucker Schulkomödie ,Iocus serius (1629),
in: Reinhold F. Glei / Robert Seidel (Hrsg.), Das lateinische Drama der Frühen Neuzeit. Exemplarische Einsichten in
Praxis und Theorie, Tübingen 2008, 255-285
- Ders.: "Jacobus Balde in Neuburg", Neuburger Studiengenossenschaft e.V. - Mitteilungen 2/2010, 10-14
- Ders.: "Jacobus Balde - Neuburgs größter Bürger", Neuburger Studiengenossenschaft e.V. - Mitteilungen 2/2011,
13-16
- Ders.: "Iaponica Baldeana", in: Andreas Heil / Matthias Korn / Jochen Sauer (Hrsg.),
Noctes Sinenses (Festschrift Fritz-Heiner Mutschler), Heidelberg 2011, 260-268
- Ders.: "De Dei et mundi amore: Jacob Baldes Emblemsammlung in ihren theologischen und literarischen Traditionen",
in: Christus und Cupido (s. oben unter Abschnitt 1), 31-66
- Ders.: "Christus und Cupido - oder: Kann denn Liebe Sünde sein?",
Mitteilungen der Neuburger Studiengenossenschaft e.V., 2/2013, 8-12
- Ders.: "Politik und Poesie in Jakob Baldes Hochzeitsgedicht für Kurfürst Maximilian I. und Maria Anna von Österreich",
Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte 78, 2015, 631-688
- Weiß, Philipp: "Balde als Redner: Ein Homilienfragment in Everard Wassenbergs Ratisbona illustrata",
Neulateinisches Jahrbuch 17, 2015, 333-351
- Ders.: "Dunkle Jahre in Ingolstadt: Zur Biographie Jacob Baldes in den Jahren 1632 bis 1635",
Neuburger Kollektaneenblatt 163 (2015), 132-140
- Ders. / Alexander Winkler: "'Poeta[e], & pictores, multâ similitudine necti': Joachim von Sandrart und Jakob Balde", in:
Susanne Meurer / Anna Schreurs-Morét / Lucia Simonato (Hrsg.), 'Aus aller Herren Länder': Die Künstler der ,Teutschen
Academie' von Joachim von Sandrart, Turnhout 2015, 407-413
- Wiener, Claudia: "Menetekel an Münchner Wänden. Joachim Sandrart in Jacob Baldes Dichtungen", in: Thorsten Burkard u.a. (Hrsg.),
Jacob Balde im kulturellen Kontext seiner Epoche (s. oben unter Lukas), 313-337
- Dies.: "Jesuitische Bildungsreform. Der Poetik- und Rhetorikunterricht am 'Gymnasium ducale' im
Spiegel von Münchner Handschriften", in: Julius Oswald SJ u.a. (Hrsg.), Serenissimi Gymnasium (s. oben unter
Kagerer), 9-42
- Dies.: "Dichter, Schüler und Embleme: Zum Entstehungs- und Überlieferungskontext der Embleme Clm 27271(3",
in: Christus und Cupido (s. oben unter Abschnitt 1), 67-96
- Dies: "Jakob Baldes Neuburger Satiren", Neuburger Kollektaneenblatt 162, 2014, 115-142
5. Als Bd. 6 der Münchner Baldestudien ist die kritische und kommentierte Erstausgabe von Baldes Innsbrucker
Schulkomödie Iocus serius (1629) vorgesehen. Hier handelt es sich um einen in der Überlieferung besonders
stark entstellten und auch verkürzten Text.
Dennoch sollte die Ausgabe Ausgangspunkt für Textfassungen sein, die für das heutige Schülertheater geeignet sind.
(Ein erster Wiederaufführungsversuch fand im Rahmen der Baldetagung im April 2004 im Asamsaal Freising statt.)
Ferner ist geplant die Editio princeps des z.T. katastrophal überlieferten Regnum poetarum.
6. Unter Mitwirkung von Teilnehmern des Münchner Balde-Colloquiums wurde gelegentlich einer Tagung der
Jesuitica e.V. in Neuburg a. d. Donau am 16.3.2013 ein Jacob-Balde-Platz eingeweiht.
Presse: Gerda Enghuber: "Die alte Bringschuld ist beglichen", Donaukurier 17.3.2013,
http://www.donaukurier.de/lokales/neuburg/Neuburg-Die-alte-Bringschuld-ist-beglichen;art1763,2731526
Manfred Reichl: "Jacob Balde zu Ehren: Stadt tauft den Amalienhof auf den Namen des Jesuiten und Hofpredigers",
Augsburger Allgemeine 17.3.2013,
http://www.augsburger-allgemeine.de/neuburg/Jacob-Balde-zu-Ehren-id24480236.html
Das Münchner Balde-Colloquium unterstützt die von Frau Dr. Gabriele Kaps in Neuburg inspirierten zahlreichen
Baldeaktivitäten (mit Musik und Theater). Es steht in ständigem Kontakt mit dem Baldeforscher Prof. Dr. Eckard Lefèvre,
Universität Freiburg.
7. In Erwägung
gezogen und stückweise erprobt wurde die Erstellung einer Concordantia Baldeana (Konkordanz
aller bei Balde vorkommenden Wortformen) auf der Grundlage der von der
CAMENA-Edition (Heidelberg/Mannheim) im Internet bereitgestellten
Texte. Da aber die dortigen Transkriptionen vorläufig noch zu
fehlerhaft sind, ließe sich das Projekt nur mit ausreichenden
Personalmitteln verwirklichen. Einstweilen kann die vom Institut für
Niederlandistik der FU Berlin kostenlos bereitgestellte
Konkordanz-Software "TextSTAT" (http://www.niederlandistik.fu-berlin.de/textstat/;
open source-Software) als Arbeitsinstrument verwendet werden. Die
Software erlaubt es, Textdateien (etwa die bei CAMENA vorhandenen
HTML-Dateien) zu einem Textcorpus zusammenzufassen und dieses dann nach
Stichwörtern zu durchsuchen (kombinierte Suchabfragen mit bis zu zwei
Suchbegriffen sind möglich).
8. Vorläufig gescheitert bzw. aufgeschoben ist das Projekt der Gründung
einer Bibliotheca Baldeana an
der Bibliothek der Abteilung für Griechische und Lateinische Philologie
(= Institut für Klassische Philologie) an der Universität. Der an die
Münchner Universitätsgesellschaft gerichtete Antrag auf eine solche
Forschungsbibliothek (mit Auflistung der wichtigsten Werke) wurde von
der Universitätsspitze mit der Begründung abgelehnt, dass die meisten
benötigten Bücher anderswo in der Universität vorhanden seien. Sobald
die Pläne für das beabsichtigte "Philologicum", die Zusammenführung der
philologischen Seminarbibliotheken an der Universität, klarere Gestalt
gewinnen, wollen wir, mit verbesserter Begründung, auf das Projekt
zurückkommen.
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