Praefatio auctoris

sive

Cur Ianus Novák Latinae linguae tantum tribuerit

Interrogatus quondam a viro, qui emissionibus in sede radiophonica Brunensi praeest, cur ego in opusculis meis musicis linguam Latinam saepius adhiberem, respondi: "nihil est, bone, immortalitatis tantum causa hoc fit." ioco equidem haec dixi, re vera multae sunt causae, cur ego Latinitatem amem et excolam, inter quas non ultima, quod sermo Latinus ubique terrarum tamquam musica ipsa pari modo intellectus sit. (aut potius - tanta est temporis nostri barbaries - non intellectus.)

Recte hactenus, fortasse. quid autem, cum nunc non tantum versui Latino modos musicos accommodare ausus sum, sed etiam musicam ipsam Latinis verbis explicare, ornare, instrumenta Latine appellare, adnotationes Latinas addere? quid igitur? vernaculone idiomate me scribere vis? sed nemo - nostratibus exceptis - me intelleget. an Italice, Germanice, Anglice aut alia ex maioribus linguis scribam potius? sed pudor quidam et sensus patriae amoris me prohibet.

Hinc tibi, amice lector, cur ego tantum spei in lingua Latina ponam, nunc praecipue, cum ubique terrarum viri docti Latinitati ad hominum commercium innovandae et divulgandae student. nonne et nobis qui arti musicae optimas suas vires damus, aptum et salutare esset lingua quadam communi uti?

Iam dudum autem est, cum Ioannes Iosephus Fux librum suum egregium, cui titulus Gradus ad Parnassum, conscripserat. ab illo tempore musici Latine scribere desierunt, quod sane totius rei publicae musicae detrimento factum est. itaque nihil nobis restat, quam ut multos terminos technicos et multa instrumentorum nomina denuo fingamus aut ex veteribus eligendo aut nova pangendo. quod si forte minus recte me fecisse tibi, candide lector, videtur, scito me paratum esse tecum disputare et meliora tua inventa grato animo accipere. et spero me haud diu in re hac ardua sed bene merenti solitarium futurum esse.
 
 

Vorrede Nováks

oder

Warum er der lateinischen Sprache solche Bedeutung zusprach

Jan Nováks lateinische Vorrede zur Partitur seiner Ioci vernales (1964), hier zum ersten Mal übersetzt.

Als mich einmal der Leiter der Musikabteilung im Brünner Rundfunk fragte, warum ich bei meinen musikalischen Werkchen öfter die lateinische Sprache verwende, antwortete ich: "Das hat keinen besonderen Grund, guter Mann, das mache ich nur wegen der Unsterblichkeit." Das war ein Scherz, in Wirklichkeit sind es viele Gründe, wegen derer ich das Lateinische liebe und pflege; nicht der letze ist, dass man die lateinische Sprache ebenso wie die Musik selber überall auf der Welt versteht (oder besser, angesichts der heute herrschenden Barbarei, nicht versteht).

Das mag vielleicht so weit richtig sein. Was aber ist der Grund, dass ich es jetzt nicht nur gewagt habe, lateinische Verse musikalisch zu vertonen, sondern auch die Musik selber mit lateinischen Wörtern zu erläutern, auszugestalten, die Instrumente lateinisch zu benennen und lateinische Anmerkungen beizugeben? Ja will man denn, dass ich in meiner Muttersprache schreibe? Dann wird mich niemand, unsere Landsleute ausgenommen, verstehen. Oder soll ich lieber in Italienisch, Deutsch, Englisch oder sonst in einer der größeren Sprachen schreiben? Aber daran hindert mich eine Art Schamempfinden und ein Gefühl des Pariotismus.

Dies, freundlicher Leser, ist der Grund, warum ich auf die lateinische Sprache so große Hoffnung setze, vor allem gerade jetzt, wo überall in der Welt gebildete Leute sich bemühen, das Latein zur Verständigung unter den Menschen zu erneuern und zu verbreiten. Wäre es da nicht auch für uns, die wir versuchen der Musik ihre [gemeint: unsere?] besten Kräfte zukommen zu lassen, passend und förderlich, eine gemeinsame Sprache zu verwenden?

Es ist schon lange her, dass Johann Joseph Fux sein hervorragendes Buch mit dem Titel "Gradus ad Parnassum" verfasste. Von jener Zeit an haben die Musiker aufgehört, Latein zu schreiben, sehr zum Schaden der ganzen musikalischen Welt. So bleibt uns nichts übrig, als viele Fachbegriffe und viele Instrumentenbezeichnungen wieder neu herzustellen, indem wir entweder aus Altem auswählen oder Neues bilden. Wenn Sie, geneigter Leser, dabei den Eindruck haben, ich hätte etwas verkehrt gemacht, so bin ich, glauben Sie mir, gerne bereit, mich auf eine Diskussion mit Ihnen einzulassen und das, was Sie an Besserem entdeckt haben, dankbar zu übernehmen. Und ich hoffe, dass ich auf diesem schwierigen, aber lohnenden Gebiet nicht lange ein Einzelgänger sein werde.
 


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