Wilfried Stroh

Die Münchner Mariensäule und ihr Dichter Balde
(Lyr. 2, 26) 1)



Am 7. November 1638 schenkte der marienfromme 2 )  und musengebildete Kurfürst Maximilian I. seinem geliebten Land Bayern und der Stadt München ihr Zentrum (das bis heute Zentralpunkt auch der Landvermessung ist): das erhöhte Bild der Gottesmutter auf dem Schrannenplatz, später dann (seit 1854) nach seiner neuen Patronin „Marienplatz“ genannt.3)   Trotz schwerer „Leibesindisposition“, wie es heißt, war Fürstbischof Veit Adam aus Freising, der urbs devotis-sima, herbeigeeilt, um selber inmitten von Adel und Geistlichkeit, Rat und Volk der Stadt die Benediktion vorzunehmen. Und kein Gerin-gerer als der wohl berühmteste Dichter Deutschlands in seinem Jahr-hundert, der Jesuitenpater und damals Gymnasiallehrer Jacobus Balde, hat dem Ereignis eine große Ode in Stil und Versmaß des römi-schen Lyrikers Horaz gewidmet: Sie sollte später, als 26. Gedicht, die zweite Hälfte seines in besonderer Weise Maria gewidmeten 149n 1643) einleiten.4)
Als Balde diese Ode zur Einweihung der Mariensäule schrieb, war seine Phantasie durch manche Vorgaben gebundener als sonst ge-wöhnlich. Die Errichtung der Säule geht zurück auf ein Gelöbnis des Kurfürsten Maximilian I., das dieser während des Schwedeneinfalls in München 5)  getan hatte. Er selbst war damals fern gewesen von der Stadt, in die Gustav Adolf am 17. Mai 1632 durch das Isartor seinen prachtvollen Einzug hielt: 300000 Reichstaler als Ersatz für Brand-schatzung waren dem Schwedenkönig zugesagt worden, damit er München vor der Zerstörung bewahrte; hatte es ja doch zunächst geheißen, daß er Rache nehmen wolle für Magdeburg, das am 20. Mai 1631 niederge-brannt worden war. Als der König am 7. Juni wieder abzog mit seinem Heer, fehlte an der Summe trotz aller Requisitionen, vor allem auch in Privathaushalten, noch gut die Hälfte: zweiundvierzig vornehme Geiseln mußten mit den Schweden mitgehen, um für die ordnungsgemäße Abzahlung zu bürgen.
In dieser Zeit also tat Kurfürst Maximilian das Gelübde, ein (zunächst noch unbestimmtes) gottgefälliges Werk zu vollbringen, wenn ihm seine Städte München und Landshut erhalten blieben.6)   Als er im Mai 1635 – inzwischen war München auch von der Pest empfindlich heimgesucht worden – dann aus seinem Hoflager in Braunau am Inn zurückgekehrt war, wurde die Einlösung des Versprechens sogleich in Angriff genommen. Schon am 14. September ist in einem Schreiben davon die Rede, der Kurfürst wolle neben anderen frommen Dingen „ein monumentum auff platz allhier in loco conspicuo auffrichten lassen.“7)  Daß dieses monumentum gerade eine Säule mit Marienstatue sein sollte,8)  scheint – nach dessen handschriftlicher Notiz von 1636 – auf eine Anregung des Hofkammerpräsidenten Mändl zu-rückzugehen. So besteht also wohl kein Anlaß, Balde selbst, wie Walter Brugger wollte, zum ‚geistigen Vater‘9)   der Mariensäule zu ma-chen: Balde kam ja auch erst im Oktober 1637 als Rhetoriklehrer aus Ingolstadt nach München.10)   Im übrigen hat Brugger sehr anschaulich das geistige Konzept einer Mariensäule aus Italien hergeleitet (wohin Maximilian schon als Erbprinz gereist war):11)  Unmittelbares Vorbild scheint, wie man früher schon wußte, die Mariensäule von S. Maria Maggiore in Rom (errichtet 1614 durch Papst Paul V.) gewesen zu sein;12)  dahinter aber stehen die Säulen der heidnischen Kaiser Traian und Marc Aurel, auf die man schon im 16. Jahrhundert die Statuen der Apostel Petrus und Paulus gesetzt hatte. So wurde gerade die christlich gekrönte Säule zu einem Sinnbild der Christianisierung antiker Kultur, ein Verfahren, fast analog zu dem, wie es die Jesuiten gern an-wandten, wenn sie Versbrocken, ja mitunter ganze Verse heidnischer Dichter – nicht etwa plagiierten (denn die Übernahme sollte ja kenntlich sein), sondern in christlichen Zusammenhang gewissermaßen neu einmontierten.13)  
Immerhin könnte Brugger auch damit recht haben, daß es der Initiative Balde zu verdanken war, wenn Ende 1637 mit dem Unternehmen der Mariensäule endlich Ernst gemacht wurde. Das Münchner Stadtarchiv bewahrt als erste Nummer des Bündels von Quellen zur Mariensäule 14)   noch den prächtig geschriebenen Brief, in dem der Kurfürst, ohne erst viel nachzufragen, am 12. Dezember dem Bürgermeister und Rat der Stadt mitteilte, daß er, da der Herrgott auf Fürbitten Mariens die Stadt München „von Prandt vnnd anderem feindlichen Verderben“ bewahrt habe, „ein offentliches Monumentum von einer Säulen, vnd darauf stehenden, vnser lieben Frauen Bildtnus mitten deß Plaz aufrichten“ wolle und gleich auch „konnftigen Montag darmit einen würcklichen anfanng machen“ zu lassen vorhabe.
Dann aber war es ohne Zweifel Balde, der – was sonderbarerweise nie ausgesprochen oder gesehen worden zu sein scheint 15) – die Inschrift für das Säulenpostament zu entwerfen hatte, die wir auch heute wieder, nachdem sie lange Zeit getilgt war, seit Vollendung des U-Bahn-Baus im Jahre 1970, suo loco lesen können. Nicht allein, daß Balde der gewandteste Stilist des Landes war; schon die Tatsache, daß er eben diese Inschrift seiner Mariensäulen-Ode gleichsam als Überschrift 16)  beigab, beweist seine Verfasserschaft wohl zur Genüge. Sie lautete (nach Baldes Textgestaltung im Drucktext) auf der Ostseite:
DEO OPT. MAX.
VIRGINI DEIPARAE BOICAE  17)
DOMINAE BENIGNISSIMAE
PROTECTRICI POTENTISSIMAE
OB PATRIAM VRBES EXERCITVS
SEIPSVM DOMVM ET SPES SVAS
SERVATA

mit Fortsetzung auf der Westseite:
HOC PERENNE
AD POSTEROS MONVMENTVM
MAXIMILIANVS
COM. PAL. RHENI VTR. BAV. DVX
S. R. IMP. ARCHIDAP. ET ELECTOR
CLIENTVM INFIMVS
GRATVS SVPPLEXQUE P.
MDCXXXIIX VII IDVS NOVEMB.

Das heißt: ‚Dem gütigsten Gott, der jungfräulichen Gottesmutter, Bayerns gütigster Herrin und mächtigster Beschützerin, hat für die Bewahrung des Vaterlandes, der Städte, der Heere, seiner selbst und seiner Hoffnungen 18)  dies bei den Nachkommen bleibende Denkmal dankbar und kniefällig errichtet Maximilian, Pfalzgraf vom Rhein, Herzog beider Bayern, des Heiligen Römischen Reiches Erztruchseß und Kurfürst, der niederste unter ihren Schutzbefohlenen. Am 7. November 1638.‘ Dieser ausgerechnet von Balde, dem heute auch bei den Münchnern fast Vergessenen, 19) stammende Weihetext steht also im eigentlichen Herzen von München und Bayern!
Wie die Inschrift angibt, war die Einweihung auf Sonntag, den 7. November 1638 gelegt worden, den ersten Sonntag nach Allerheiligen, an welchem jährlich auch die sogenannte Prager Prozession, d. h. die Erinnerung an den Sieg in der Schlacht am Weißen Berg, stattfand. Eine akkurate Federzeichnung der Staatlichen Graphischen Sammlung 20) gibt deutliche Anschauung von der Feierlichkeit. Für die Geistlichkeit und (offenbar) den Hof sind östlich und westlich der Säule große Zelte errichtet – Balde spricht am Ein-gang seiner Ode von drohendem Regen –; auf einer überdachten Tribüne im Norden des Platzes scheinen vor allem die Musiker versammelt. Vor dem östlichen Zelt stehend, der Mutter Gottes also ins Auge blickend, leitet Fürstbischof Veit Adam die Einsegnung.
Einen schriftlichen Bericht über deren Verlauf gibt offenbar erst der Domprediger P. Joseph Mayr in seiner zum hundertsten Jahrestag der Weihung (1738) gehaltenen und sogleich auch gedruckten Festpredigt. 21)  Demnach sei „Maximilianus, von dem gantzen Hof, ge-samten Adel, allen Land-Staenden umgeben“, auf dem Marktplatz vom Fürstbischof und der Geistlichkeit empfangen worden. Nach der Einsegnung der Säule habe ihm der Kurfürst ein silbernes „Gestättelein“, eine Kapsel mit diversen Reliquien, übergeben, „damit er selbes in das Haupt der Statuen Mariae unter der Cron legte“.22)  Maximilian, berichtet Pater Mayr, ließ sich nun „selber nider auf seine Knye, und mit erhebter Stimme redete Er, was wir noch heunt zu Tag in Marmor eingehauen bey diser Saulen lesen koennen“, nämlich den Text der oben ausgeschriebenen Inschrift.23)  Wir werden sehen, daß Baldes Ode auch hierauf anzuspielen scheint.
Die Ode also (Lyr. 2, 26) – 1643 in den Lyrica, 1648 in den Odae Partheniae veröffentlicht – ist im alcäischen Versmaß geschrieben, das schon bei Horaz beliebt war, und ungewöhnlich luzid, ja symmetrisch in 3+6+6+3 Strophen gegliedert. Die einleitenden drei Strophen geben vor allem eine Art Zusammenfassung des Verdienstes, das sich Maria um die Stadt erworben hat. Der erste Hauptabschnitt (von sechs Strophen) führt dann zurück in die Zeit der Bedrohung Münchens; die folgenden sechs Strophen feiern die hilfreiche und in ihrem Standbild gegenwärtige Mutter Gottes. Ein Epilog (wiederum in drei Strophen) gibt einen Ausblick in die Zukunft.



 Text: 24)

Videtis? vt se nubila diuidunt!
Quamuis aquosam euoluere fasciam
    Minentur Austri; mitigato
        Pura tamen subit aura cælo.

Io! Reuulsis soluite vinculis,                              5
Captiua, Ciues, soluite gaudia:
    Et magnus, & Maior Sacerdos,
        Et Proceres bona verba dicant.

Haec DIVA, vestri Gloria PRINCIPIS,
Posthac & Vrbem, & TEMPLA tuebitur;        10
    Quæ nuper Arctoum dicatis
        Depulit à Laribus tyrannum.

Infusa postquam Balthis inhorruit,
Ac se minacem miscuit Isaræ:
    Heu! turbulentis Boia latè                            15
        Fluctibus insonuere saxa;

Totóque Mauors intonuit Foro.
Num sera credet Posteritas, locum,
    Quo stamus, impleuisse Suecos?
        Hîc epulans vlulauit Hunnus:                    20

Hic fulgurabant arma PANERII.
Hoc castra cliuo fixerat HORNIVS:
    Et solis HEBRONVS sub ortum
        Bistonias agitauit hastas.

Rex ipse fictum risit, & aureos                        25
Sparsit dolosa per populos manu
    GVSTAVVS imbreis: corda veris
        Callidus exonerare monstris,

Terrere vanis; dum placidé iubet,
Ludénsque sæuit: non tamen exule                 30
    Peior Palatino, fauillæ
        Et cineri Niger ille totam

Deuouit Vrbem. ter penetralibus
Suppostus Aulæ, ter refugus nefas
    Elusit ignis; terque cassam                        35
        Fleuit atrox FRIDERICVS iram.

Auferte Fatum: nec leue garrula
Fortuna nomen jactet. ab æthere
    Refulsit improuisa virtus.
        Virgo faces Nasarena, Virgo                40

Auertit enseis, Virginis est opus.
Virgo canatur, dicite Virginem
    Nuptæque, & innuptæ puellæ:
        Et patrium geminate carmen.

Salue cruentis aspera Regibus,                    45
Clemens benignis. tu mihi carior
    Faustina, Castrorúmque Mater.
        En, Pario tibi cæsus altam

De monte (supplex obsequium DVCIS)
Erexit Aram: nec Latijs minor,                    50
    In astra consurgens ab imo,
        Grandè secat OBELISCVS auras.

Stas læue supra marmor, in aureo
Fulgore vestis. crine humeri latent:
    Caput coronatum triumphat.                    55
        Luna pedes subiëcta lambit.

AVRORA MVNDI, prospicis alteram
Mundi minorem. SOL Puer insidet
    Vlnis, renidenteísque blando
        Ore tibi radios propinat.                    60

Huc aduolantum exercitus ignium,
Formosa noctu deferet oscula.
    Sedem fatigatis quietam
        Sideribus dabit vna ceruix.

Huc & tabellas (auguror) æneas,                65
Cerámque vulgus ponere gestiet:
    Tædásque lucenteis vouebit
        Turba sacri studiosa vultûs.

Tunc prona curuo poplite Ciuitas,
Emissa tectis ad sonitum tubæ                    70
    Sternetur, & clamore summas
        Læta fremet feriente nubeis.



Übersetzung und Kommentar: 25)
    1-4: Seht ihr es? Wie sich die Wolken teilen! Mögen die Südwinde auch noch so drohen, das wasserreiche Band zu lösen, an mildem Himmel zieht dennoch reine     Luft auf.
Sogleich der Eingang soll an Horaz erinnern, nicht nur an das be-kannte Vides ut alta (Carm. 1, 9, 1), sondern vor allem an die enthu-siastische Ode 3, 4, 26) wo Horaz nach Anrufung der Muse selber in Verzückung gerät (5): auditis? an me ludit amabilis insania?, ‚Hört ihr es? Oder foppt mich der liebenswerte Wahnsinn?‘ 27) So hat es, zur Markierung erregteren Sprechens, seinen Sinn, daß der ut-Satz eben nicht (wie in Horaz 1, 9) unter-, sondern beigeordnet ist. Mit der folgenden Beschreibung des aufklärenden Südwinds – offenbar setzt der berühmte Münchner Föhn ein – spielt Balde wohl auf wirkliche Wettervorgänge bei bzw. vor der Einweihungsfeierlichkeit an; sprachlich wirkt auf das kühne Bild Juvenal 14, 294: nil color hic caeli, nil fascia nigra minatur. Aber natürlich ist das Reale zugleich auch sinnbildlich zu verstehen: Wie hier der Süd den Himmel aufreißt, so hat, ‚vom Äther unvorhergesehen‘ (38-39), Maria die Rettung für München gebracht.28)  Erst die Mitte des Gedichtes macht den Eingang voll verständlich.

    5-8: Io! Löst aus den abgerissenen Fesseln, löst, ihr Bürger, die Freuden, die gefangen waren! Und der große und der größere Priester und die Vornehmen mögen fromme Worte sprechen.
Io! ist horazischer Triumphruf (Carm. 4, 2, 49), passend zum Sieg Mariens, der lange Schmach beendet. Wie sonst Arme und Hälse, so hatten die ‚Freuden‘ (gaudia) der Münchner in Fesseln gelegen, aus denen sie nun – als wäre die Gefahr eben erst (vgl. 11) vorbei – gelöst werden sollen. Nach solch sprachlichem Überschwang wird die Feier selbst in schlichtester Rede (von 7 bis noch 10) eingeleitet: Mit magnus, & Maior Sacerdos – die barocke Klein- und Großschreibung ist hier bildkräftig – sind der Abt von Weihenstephan und der Fürst-bischof, beide aus Freising, gemeint. Die Aufforderung zum bona verba dicere (vgl. bes. Tib. 2, 2, 1: Dicamus bona uerba 29)) entspricht dem bei der römischen Opferzeremonie auch üblichen fauete linguis.30)   Die Erwähnung der Proceres zeigt, daß auch die nicht-geistliche Prominenz verbal beteiligt gewesen sein dürfte.31)

    9-12: Diese Heilige, der Ruhm eures Fürsten, wird künftig die Stadt wie die Kirchen beschützen, sie, die neulich den Tyrann aus dem Norden von den geweihten Häusern fortstieß.
Nur hier in der ersten Hälfte des Gedichtes wird Maria erwähnt, 32)  mit einem Fingerzeig (9: haec) auf die Statue: vestri Gloria PRINCIPIS läßt an Maximilians Sieg am Weißen Berg denken, der mit dem Schlachtruf ‚Maria‘ erfochten wurde. Die (wieder in gehobener Sprache formulierten) Verse 11 und 12 resümieren vorwegnehmend Marias Leistung für München, die vor allem in der Bewahrung der Kirchen besteht. – Waren die einzelnen Strophen bisher geschlossene Sinneinheiten, so sind in der nachfolgenden Vergegenwärtigung der schwe-dischen Besetzung je drei Strophen zu einer großen Periode – wie häufig gerade in Horazens alcäischen Oden – zusammengefügt:

    13-24: Nachdem sich das Baltische Meer aufschaudernd ergossen und drohend mit der Isar vermählt hatte: Weh! Da tönten die Felsen Bayerns weithin von den aufgewühlten Fluten, und auf dem ganzen Marktplatz donnerte Gott Mars. Wird es die späte Nachwelt glauben, daß den Platz, auf dem wir stehen, die Schweden füllten? Hier hat beim Schmaus der Hunne geheult, hier blitzten die Waffen des Baner, auf dieser Höhe hatte Horn sein Lager befestigt, und, wo die Sonne aufgeht, schwenkte Hepburn die thrakischen Lanzen!
Das Kommen der Schweden wird zunächst durch die Allegorie einer über die Ufer tretenden und dann 33) nach Süddeutschland überschwappenden Ostsee gefaßt; wirkungsvoll ist dabei vor allem, wie das ‚Hinein‘ von in-fusa über in-horruit (13) und in-sonuere (16) bis zu in-tonuit (17) nachklingt. Die staunende Frage von 18-19 (Num sera […] ?) erinnert an Horazens credite, posteri in der (ekstatischen) Ode 2, 19, 2. Im übrigen ist die Erinnerung an die hier noch eben hausen-den Schweden, die zur Steigerung ihrer Wildheit auch ‚Hunnen‘ oder ‚Thraker‘ (bzw. ‚bistonisch‘, 24) heißen, einer Stelle in Vergils Aeneis nachgebildet (2, 29ff.), wo die Trojaner, nach Abzug der Griechen aus der Stadt strö-mend, sich deren eben noch vorhandenes Lager ins Gedächtnis rufen: hic Dolopum manus, hic saeuus tendebat Achilles usw.; auch dort wird in hic-hic-Anaphern – schon ein illic würde die Vorstellung ändern – der Eindruck erweckt, als bewege man sich während des Sprechens eilend durch den Raum. Die Personen, die der Dichter visionär vergegenwärtigt, sind pro-minente schwedische Militärs: Feldmarschall Horn hat offenbar einen Trupp Soldaten auf der Erhöhung der Peterskirche gelagert; der zum Oberkommandanten ein-gesetzte Hepburn (Hebronus, über den sich frühere Erklärer unnötig den Kopf zerbrochen haben 34)) scheint mit den Seinen im Osten der Stadt zu sein, wohl jenseits der Isar (nach den historischen Zeugnissen lagerte der Hauptteil des Heeres außerhalb der damaligen Stadt).

    25-36: Der König selber lachte heuchlerisch, und goldene Regen versprühte mit trügerischer Hand Gustav rings in der Volksmenge, ein Mann, schlau darin, die Herzen von wahren Schrecknissen zu entlasten, mit nichtigen zu schrecken, indem sein Gebieten sanft, sein Wüten ein Spiel war – nicht ärger freilich als der Verbannte von der Pfalz: Zu Glut und Asche verwünschte je-ner Schwarze die ganze Stadt. Dreimal war das Feuer ans Innerste des Hofes gelegt, dreimal vereitelte es flüchtend den Frevel; dreimal weinte der schreckliche Friedrich, daß sein Zorn vergebens war.
In der zweiten dreistrophigen Sinnperiode des ersten Großteiles erscheinen nun die beiden eigentlichen Hauptakteure. Der eine ist Gu-stav Adolf, dessen nach außen hin liebenswürdige Art bei den Münchnern großen Eindruck machte; unter anderem besuchte er katholische Gottesdienste, ja disputierte sogar mit dem Pater Rektor des Jesuitenkollegs. Die erwähnte Geldverteilung soll während des Gottesdien-stes im Liebfrauendom stattgefunden haben. 35) Das Dämonisch-Undurchschaubare seines Wesens faßt Balde in zwei der bei ihm beliebten Oxymora (placidé iubet – ludens saeuit). Neben ihm steht Fried-rich V. von der Pfalz, der Winterkönig (der Gustav Adolf neben anderen protestantischen Fürsten begleitete), ein schierer, ‚schwarzer‘ Bösewicht (Niger ille – die Kursivschreibung im Originaltext suggeriert eine übliche Benennung; im übrigen ist wohl auch angespielt auf  Hor. Sat. 1, 4, 85: […] hic niger est, hunc tu, Romane, caueto). Seine Attacke auf die Residenz 36) (in der Gustav Adolf selber abgestiegen war) findet, wie bei vergeblichen Versuchen seit Homer üblich,37)  dreimal statt (ter in gleichmäßigem Abstand je an derselben Stelle nach der Zäsur). Noch scheint es eine Laune (35: elusit) des Feuers, die den Brand verhindert, aber dann …

    37-44: Geht mir fort mit ‚Schicksal‘! Auch die schwatzhafte Fortuna soll sich nicht großtun mit ihrem Namen, der doch kein Gewicht hat. Vom Himmel erstrahlte unversehens die Wunderkraft. Die Jungfrau von Nazareth wandte ab die Brände, die Jungfrau wandte die Schwerter. Der Jungfrau Werk ist es, die Jungfrau werde besungen: Singt von der Jungfrau, vermählte und unvermählte Mädchen, und laßt zweifach das Lied der Väter klingen!
Auf dem Höhepunkt des Gedichtes wendet sich der Sprecher fast scheltend, wie es scheint, an die Zuhörer: Auferte fatum ist zunächst wohl süddeut-scher Germanismus: ‚Geht’s mir weg mit Fatum‘, d. h., die Bürger sollen nicht vom ‚Schicksal‘ schwatzen oder gar vom ‚Glück‘ (fortuna), das die Residenz gehabt habe (garrula überträgt dieses Schwatzen metonymisch auf die Fortuna selber, die es gerne hat, daß man ihren Namen im Munde führt). Das Unvorhergesehene im Eingreifen der Jungfrau drückt sich auch metrisch aus, indem hier – nur hier – ein starker Sinneinschnitt (Satzende) an eine andere Stelle als das Versende oder die Zäsur gesetzt ist: Unmittelbar vor dem Versende (38) erscheint ab aethere Marias ‚Wunderkraft‘ – virtus sagt Balde zunächst, weil darin das ‚Mann‘-hafte noch deutlicher zu hören ist als in dem üblichen Virgo, das dann in den folgenden drei Versen gleich fünfmal emphatisch in verschiedenen Deklinationsformen wiederholt wird (das ein Strophenenjambement einleitende zweite Virgo in 40 wiederholt den Effekt von ab aethere). Und ein zweiter Imperativ in diesem Abschnitt fordert den Chor der Frauen 38) auf, das ‚Lied der Väter‘ zu singen – auch nach dem Anklang des folgenden Verses (45: Salve […] Regibus) höchstwahrscheinlich das berühmte Salve, Regina.

    45-52: Sei gegrüßt du, die du streng bist gegen grausame Könige, milde den gütigen! Du bist mir eine liebere Faustina und Mutter der Kriegslager. Siehe, aus parischem Berg gehauen, hat dir der Obelisk – des Führers kniefällige Huldigung – einen hohen Altar errichtet; und nicht kleiner als die in Latium hebt er von unten sich zu den Sternen empor und durchschneidet groß die Lüfte.
Der Sprecher stimmt selber nur mit dem ersten Wort in das Salve, Regina ein, dann geht sein Gebet an Maria, die erst von hier an angeredet wird, eigene Wege. Sie ist ihm die carior Faustina, eine Anspielung auf Annia Galeria Faustina d. J., die Frau von Kaiser Marc Aurel, die, ihren Mann ins pannonische Kriegslager begleitend, als erste den Namen Mater castrorum erhielt. 39)  Dies leitet über zum Gedanken an den Kriegsherrn Maximilian, der ihr mit der Marmorsäule – parischer Marmor (48) 40)  ist der nobelste – ‚kniefällig‘ (supplex) huldigt, dabei aber persönlich (in der Satzparenthese) ganz bescheiden zurücktritt, wie es ja auch dem CLIENTVM INFIMVS der Inschrift angemessen scheint. Sprachliches Subjekt ist, höchst preziös, der Obelisk selber, der Maria einen ehrenden Altar (offenbar in ihm selber bestehend) aufgerichtet habe. Bezugspunkt seiner Größe sind natürlich die diversen Säulen in Rom, die ja, wie erwähnt, für Maximilian Vorbild waren.

    53-60: Du stehst auf dem glatten Marmor, in deines goldenen Kleides Glanz. Unter dem Haar verbergen sich die Schultern; es triumphiert dein gekröntes Haupt. Der Mond leckt die Füße, an denen er liegt. Du, Morgenröte der Welt, hältst Ausschau auf die andere, kleinere Morgenröte. Als Sonne sitzt der Knabe auf den Armen und reicht dir mit schmeicheln-dem Mund die lächelnden Strahlen.
Nachdem der Blick des Sprechers in die Höhe gewandert ist (50: erexit; 51: consurgens), wird nun erst die Maria auf der Säule ganz ins Auge gefaßt.41)  Während die erste Strophe des Paars aufzählend ihre Gestalt als die der triumphierenden Königin würdigt – auch der Mond liegt ihr ja zu Füßen, nicht wie der Schemel im Psalm, sondern wie ein diese ‚leckendes‘ Hündchen –, gibt die zweite eine Deutung, die das Jesuskind in ihrem Arm mit einbezieht: Wie dieses die ‚Sonne‘ der Welt ist, so ist sie die die Sonne heraufführende Aurora, welche – Maria schaut ja nach Osten (wo eben noch Hepburn tobte) – der anderen, irdischen Aurora entgegenblickt. Dabei ist ihr Licht ein nur erborgtes. Das Kind erst ‚serviert‘ (propinat) ihr seine Strahlen.

    61-64: Das Heer der Feuer, die hierher fliegen, wird des Nachts dir schöne Küsse bringen. Einen ruhigen Sitz wird den erschöpften Sternen dein einer Hals bieten.
Die Vorstellungen von Liebe (59: blando) und Licht (renidenteis […] ra-dios) setzen sich hier in die Nacht hinein fort (62: oscula; 61: ignium). Inspiriert offenbar vom Sternenkranz der Madonna auf der Säule prophezeit der Sprecher, nun wieder (wie in 1) gleichsam verzückt, daß sich bei der Mater castrorum auch noch das Sternen-heer (61: exercitus) ver-sammeln, ja auf ihrem Hals geradezu sein Nachtquartier finden werde: wahrlich ein nobleres Militär als das der gröhlenden ‚Hunnen‘ (20)! 42)

    65-72: Hierhin auch – ich prophezeie es – wird das Volk mit Freude erzene Tafeln und Wachs legen; leuchtende Fackeln wird geloben die Menge, die nach deinem heiligen Blick begehrt. Dann wird die Bürgerschaft, aus den Häusern gerissen beim Schall der Trompete mit gebeugtem Knie vornüber niedersinken; und fröhlich wird sie tönen von einem Schrei, der an die höchsten Wolken schlägt.
Nun spricht Balde explizit als Prophet, vates, wie die augusteischen Dichter sagen (65: auguror):43) Das futurische Tempus, schon in der vori-gen Strophe für die auf die Feier folgende Nacht verwendet, greift aus auf die weitere Zukunft (66: gestiet usw.). In lebendigen Bildern – cerae und tabellae dürften vor allem auf Votivgaben zu deuten sein, taedae auf nächtliche Prozessionen 44)   – sieht er die Verehrung der Mariensäule durch die Bürgerschaft vor sich: Wie am 7. November 1638 der Kurfürst wird sie regelmäßig prona curuo poplite vor der ho-hen Königin in die Knie sinken; aber dabei dringt ihr von Trompeten unterstütztes Jauchzen – der letzte Vers verweist spielerisch auf den ersten des Gedichtes (nubila) – empor zu den Wolken.

Fassen wir unsere Beobachtungen zur Form dieses eigenartigen Mariengedichts zusammen! Sicherlich ist es kein Marienhymnus, wie Balde so viele geschrieben hat. Es enthält nur Teile eines solchen Hymnus (53ff.), ist aber sonst vor allem Rede eines Bürgers an seine Mitbürger, ad senatum populumque Monacensem, wie ja schon die Überschrift sagt. Das erinnert zunächst an die Pose des Horaz in seinen politischen Epoden (7 und 9), ähnlich auch in seinem Festgedicht Carm. 3, 14, wo ja ebenfalls beiläufig Anweisungen für eine Feier ge-geben werden. Aber noch wichtiger als Vorbild ist hierin vielleicht die erste Elegie im 2. Buch des Tibull. Auch dort gibt das Gedicht eine reli-giöse Feier (offenbar einen ländlichen Umzug) wieder: Der Sprecher, an den kultischen Vorgängen zwar nicht selber beteiligt, greift doch mit Bitte und Aufforderung an die Anwesenden in das Geschehen ein; und zum Schluß kommt gar auch noch die Nacht mit dem ‚heiteren Reigen der Sterne‘ (Tib. 2, 1, 88). Wie die Forschung längst weiß, fas-sen wir hier einen schon auf die Hymnen des Kallimachos zurückge-henden – in Rom vor allem bei Horaz und Ovid häufigen – Gedichttypus, 45)  in dem ein Geschehen nicht in retrospektiver Erzählung, sondern als gleichzeitig mit dem Gedicht stattfindend vergegenwärtigt wird.
Wie weit gehört Baldes Ode zu diesem Typus? Hat man sie sich als während des Ablaufs der Feier gesprochen vorzustellen? Sicher ist wohl, daß sie nicht selbst – wie etwa die durchaus aufführbare Hoch-zeitskantate Catull 61 – Bestandteil der realen Feier sein konnte;46)   im übrigen aber scheint der Dichter doch so etwas wie einen zeitlichen Verlauf markiert zu haben. In der zweiten Strophe befinden wir uns noch vor der eigentlichen Feier, jedenfalls vor den Worten von Adel und Geistlichkeit (8: bona verba dicant); die letzten drei Strophen, wenn sie an sich auch noch während der Feier gesprochen werden könnten, lenken den Blick doch schon auf die spätere Zukunft der Mariensäule. So ist es wohl nicht abwegig, auch sonst Bezugnahmen auf den Gang der Feier zu vermuten. Immerhin scheint doch 49 (supplex obsequium DVCIS) auf den bezeugten Kniefall des Kurfürsten vor der Statue hinzuweisen. Liegt es dann nicht nahe zu vermuten, daß diesem ein Salve, Regina, gesungen vom Frauenchor (42-44), vorhergegangen ist?
Und noch eine andere Vermutung drängt sich auf. Das Gedicht ist zweigeteilt, wie wir gesehen haben. Zwischen einem je dreistrophigen Prolog und Epilog stehen die beiden Hauptteile von jeweils 6 Strophen. Der erste Hauptteil führt bis zur größten Bedrohung der Stadt durch die Brandstiftung Friedrichs; der zweite bringt dann die Rettung, eingeleitet durch die überraschende Wendung Auferte Fatum. Wir haben diesen sonderbaren Ausdruck bisher nur als einen – fast humorvollen – Germanismus betrachtet; aber wenn im Nachfolgenden Maria, die im ersten Hauptteil überhaupt nicht, im Prolog nur kurz Erwähnte, nun plötzlich in so emphatischer, vielfach anaphorischer Wiederholung präsent ist (virtus […] Virgo […] Virgo […] usw.) – scheint es nicht, als werde sie hier erst eigentlich sichtbar? Auferte Fatum läßt dann nicht nur daran denken, daß hier ‚das Fatum entfernt‘ werden muß, um Marias Leistung zu enthüllen, son-dern daß vielleicht – viel konkreter – hier in der Mitte von Gedicht und nachgebildeter Feier die eigentliche ‚Enthüllung‘ auch der Statue stattfindet: Die Hülle fällt ab, und vom blauen Äther (38: ab aethere) – denn der Föhn hat ja die Wolken vertrieben – strahlt auch für die Festversammlung des 7. Novembers 1638 die wunderbare Jungfrau.
Wie dem auch sei – gewiß ist jedenfalls, daß Balde mit dieser Ode wenn nicht das schönste, dann doch sicherlich das dramatisch beweg-teste seiner Marienlieder gestaltet hat. Wie der Kurfürst im Zentrum von Residenzstadt und Land Bayern seine Mariensäule aufgerichtet hat, so hat Balde die große Leistung seiner Heldin gerade im Zentrum der Ode (die ihrerseits im Zentrum des Buches stand) visionär sichtbar werden lassen. Eine Leistung, die – das sei doch am Schluß noch bemerkt – besonders für München bestimmt war. Denn anders als der Kurfürst, der in seinem inschriftlich verewigten Dedikationsspruch das Verdienst der Gottesmutter um ihn selbst, sein Haus und Land und die ‚Städte‘ nur so im allgemeinen gewürdigt hatte – er war ja auch Gustav Adolf in München nicht entgegengetreten –, stellt Balde in seiner an die Bürger gerichteten Ode Maria speziell als die Beschütze-rin von München dar. Die Mariensäule, vom Landesvater selbstherrlich verfügt, 47) entspringt an sich zwar dem obsequium DVCIS (49); aber sie wird, je länger, um so mehr von allen Bürgern geliebt und verehrt werden. Nicht das Gebet des Fürsten, sondern das laute Jauchzen der Bürgerschaft bildet den Schluß dieser im Fortissimo endenden Ode. Es gibt zu denken, daß es nicht etwa die Bürgerschaft, sondern ein Fürst und Nachfolger Maximilians, der aufgeklärte König Max I. Joseph, war, der 1803, geniert von den Äußerungen einer allzu naiven Volksfrömmigkeit, die zumal bei norddeutschen Besuchern Anstoß erregt hatte, 48)  die öffentliche Verehrung der Mariensäule ent-scheidend einschränkte, indem er das „an den Vorabenden eines Frauentags in hiesiger Stadt bisher gewöhnliche Absingen der Litaney bey der marianischen Säule“ ein für allemal verbot, da der Zweck der Erbauung hier durch die „unruhigen Geschäfte des Markts“ und durch die „Unreinlichkeit des Platzes“ vereitelt werde: „Wenn gleich ein Theil des Volks an dieser Andachtsübung Theil nimmt, so mißbilligt solche gewiß der größere Theil desselben, der reinere, und der Erha-benheit jeder Andachtsübung würdigere Begriffe hat.“49)  Auch hier sind ‚Senat und Volk von München‘, an die Balde sich wandte, nicht wei-ter nach ihrer Ansicht befragt worden.
Hoffen wir um so mehr, daß demnächst Baldes 400. Geburtsjahr, das Jahr 2004, den Münchnern ihren größten Dichter, den Dichter nicht nur der Mariensäule, wieder etwas näher bringen wird!

Anhang: Versübersetzung (von Wilfried Stroh)

Seht ihr’s? Wie teilen plötzlich die Wolken sich!
Droht auch der Südwind, daß er das feuchte Band
    des Regens löse, sanfter dennoch
        zieht an den Himmel der reine Lufthauch.

Io! Nun löset, Bürger, die Bande euch,                  5
löst eure Freuden aus der Gefangenschaft!
    Es spreche Segensworte mit dem
        Adel der große und größre Priester.

Sie, eures Fürsten Zierde, die Göttliche,
sie schützt die Stadt und künftig die Tempel euch,    10
    die neulich erst des Nordens Zwingherrn
       weg von den heiligen Laren fortstieß.

Als hoch aufrauschend strömte das Baltenmeer
und drohend sich in Wellen der Isar goß:
    Weh, wie da weithin Bayerns Felsen                    15
        tönten von wilderem Flutentosen,

wie Mars den Marktplatz donnernd erschallen ließ!
Wird dies die Nachwelt später noch glauben? Hier,
    wo jetzt wir stehen, hausten Schweden,
        schmausten mit Heulen die Hunnenscharen.        20

Hier blitzte Baners strahlende Waffenpracht.
Hier pflanzte Horn am Hügel den Lagerplatz.
    Und drüben, wo die Sonne aufgeht,
        schwenkte bistonische Lanzen Hepburn.

Der König selber lächelte falsch, dem Volk                25
hingießend goldne Ströme; es trog die Hand
    des Gustav, der von wahrem Schrecknis
        gerne die Herzen entlud, um heuchelnd

mit nichts zu schrecken; milde war sein Diktat,
sein Toben scherzhaft. Aber doch schlimmer nicht       30
    war er als der verbannte Pfälzer,
        welcher, der Schwarze, zu Glut und Asche

die Stadt verdammte gänzlich. Am Fürstenhof
lag dreimal Feuer, aber den Frevel floh’s,
    dreimal ihn höhnend; dreimal nutzlos                        35
        wütete weinend der grause Friedrich.

Fort mit dem Schicksal! Rühme Fortuna nicht,
die Schwätzerin, den nichtigen Namen! Hoch
    vom Aether kam uns strahlend Hilfe:
        Nazareths Jungfrau, die Jungfrau scheuchte            40

hinweg die Fackeln, Schwerter, die Jungfrau war’s!
Die Jungfrau singet, lobet die Jungfrau, ihr,
    vermählte Mädchen, unvermählte,
        tönet im doppelten Lied der Väter!

Heil dir, die du auch grausamen Fürsten wehrst,            45
sanft zu den Milden! Bist eine liebere
    Faustina mir und Heeresmutter.
        Siehe, aus parischem Fels gehauen,

errichtet sich – so huldigt der Führer selbst –
ein Hochaltar dir. Größres kennt Latium nicht:                50
    Vom Grund bis zu den Sternen steigend
        schneidet durch Lüfte die hohe Säule.


Auf blankem Marmor stehst du und leuchtest hell
im goldnen Kleide, Schultern bedeckt das Haar;
    es schmückt dein Haupt die Siegeskrone,                    55
        während der Mond deine Füße ableckt.

Der Welt Aurora, siehst du die andere,
geringre Röte; dir auf den Armen sitzt
     der Sonnenknabe, er kredenzt dir
        schmeichelnden Mundes die heitern Strahlen.        60

Hierher in Nächten flattert der Feuer Heer,
in Schönheit bringen huldigend Küsse sie.
    Dein einer Nacken gibt den müden
       Sternen die Ruh und den stillen Rastplatz.

Hier, prophezei’ ich, stellt seiner Tafeln Erz,                    65
hier einst die Kerzen eifernden Sinns das Volk.
    Voll Sehnsucht nach dem heilgen Antlitz
        werden sie strahlende Fackeln weihen.

Gebeugten Knies singt dann dir die Bürgerschaft,
die der Trompete Ton aus den Häusern scheucht:            70
    Sie wirft sich nieder, und die hohen
        Wolken erbeben vom lauten Jauchzen.
.................

 1)     Dieser Beitrag erschien in einer ersten Fassung unter dem Obertitel „An Senat und Volk von München“ in: Literatur in Bayern Nr. 11, März 1988; er sollte seinerzeit mit dazu anregen, das 350-jährige Jubiläum der Marien-säule zu feiern – wie dann dank Kardinal Wetter auch tatsächlich ge-schehen ist –, nachdem 1938, gut fünfzig Stunden vor der aus unmittelbarer Nähe der Mariensäule dirigierten ‚Reichskristallnacht‘, die 300-Jahrfeier zu Ehren des Mädchens aus Nazareth von der Obrigkeit untersagt worden war. Meine in jener Erstfassung formulierte halb scherzhafte Prophezeiung, es könnten sich dereinst – „denn unmöglich ist ja gar nichts“ – wohl einmal die Feministinnen für Maria interessieren, ist inzwischen längst in Erfüllung gegangen. Im übrigen trugen mir die für Maria samt Balde geäußerten Sympathien verärgerte Leserbriefe meiner protestantischen Glaubensgenos-sen ein (Literatur in Bayern Nr. 12).
2)     Einschlägig ist jetzt vor allem das Kapitel „Pietas Maximilianea“ in der monumentalen Biographie Albrechts 1998, 285-337 (zu Maria bes. 293ff.).
3)      Grundlegend zur Mariensäule, die Vorbild zahlreicher ähnlicher Säulen (z. B. auch in Wien und Prag) wurde, ist die Abhandlung von Schattenhofer 1970, vgl. jetzt bes. Tipton 1995; wichtige Hinweise bei Albrecht 1998, 295-296; neueste Literaturangaben bei Graßmann 2000.
4)      Die Tatsache, daß Balde mit seinem Kommen von Ingolstadt nach München i. J. 1637 auch zum Präses der Größeren Marianischen Kongregation ge-wählt wurde (Westermayer [1868] 1998, 130), versinnbildlicht er dadurch, daß er in dem z. T. auf Ingolstadt bezogenen ersten Buch Maria ausspart, bis auf die beiden Schlußgedichte, in denen ihn zunächst Maria zu ihrem Sänger beruft (Lyr. 1, 42, 2: Me suum VIRGO iubet esse Vatem), worauf er sie seinerseits zum inspirierenden Gegenstand seiner Poesie erklärt (Lyr. 1, 43, 1-2: Quem, REGINA, tuo semel / Afflaris Zephyro […], nach Hor. Carm. 4, 3, 1-2: Quem tu, Melpomene, semel […]); vgl. Schäfer 1975, 219-220.  Das zweite, fünfzig Gedichte umfassende Buch, beginnt dann sogleich mit einem allegorischen Celeusma Marianum, dem zwölf meist kürzere Marienoden in fast regelmäßigem Abstand folgen: 4, 7, 11, 14, 18, 24 / 26, 29, 32, 38, 41, 44, wobei die beiden Eröffnungsgedichte der Buchhälften 2, 1 und 2, 26 durch Umfang wie durch alcäisches Versmaß – traditionell für Maria ist die auch von Balde bevorzugte sapphische Strophe – ausgezeich-net sind; ähn-lich gewichtig in beiderlei Hinsicht ist im dritten Buch, mit insgesamt zehn marianischen Nummern, die 15. Ode, die, als hymnos kletikos beginnend (Descende coelo, FILIA PRINCIPIS […]), eine mu-sikalische Andacht der Kurfürstin Maria Anna an der Münchner Marien-säule schildert bzw. kom-mentierend begleitet; Baldes eigenes Gebet an der Mariensäule (Lyr. 3, 28) ist dagegen sapphisch und ganz kurz. – Zu Balde als Mariendichter vgl. ne-ben dem einschlägigen Kapitel von Schäfer 1976 (218-232) jetzt bes. die Arbeit von Heider 1999, die eine bisher unbekannte Seite von Baldes Marienfrömmigkeit erschließt (Literaturhinweise auf S. 11-18); sonstige Literatur bei Beitinger / Stroh 2001 unter Nr. 239ff.
5)      Vgl. dazu bes. Rystad 1980 und Albrecht 1998, 828-833 (Literaturhinweise in Anm. 219 auf 830).
6)      Schattenhofer 1970, 6 (zu vergleichen ist jetzt vor allem Tipton 1995); im wesentlichen (vgl. aber unten Anm. 8) folge ich seiner Darstellung.
7)      Staatsarchiv für Oberbayern GL 2708, Nr. 568/6.
8)      Schattenhofer 1970, 9 nimmt dies wohl zu Unrecht schon für den Plan von 1635 an.
9)      Brugger, in: Brugger / Goerge 1974, 15-16; gegen Brugger hier richtig auch Tipton 1995, 378-379.
10)      Immerhin war er bereits im März 1835 im Münchner Jesuitenkolleg gewe-sen, um dort – als offenbar damals schon landesbester Redner – die Festrede auf die Rückkehr der schwedischen Geiseln zu halten (Albrecht 1998, 831).
11)      Brugger, in: Brugger / Goerge 1974, 9-12.
12)      Einschränkend dazu jetzt Tipton 1995, 389-390.
13)      Vgl. Heider 1999, 13-14 über „spolia vetustatis im ‚heiligen Gebrauch‘“.
14)      Stadtarchiv München, Bürgermeister und Rat 493/I.
15)      Daß der Kurfürst die Inschrift „höchst eigenhändig“ verfaßt habe, meint etwa Johannes Schrott, Die Mariensäule in München – Geschichtliches und Beschreibendes gelegentlich ihrer neuesten Restaurirung, München 1870, 19: Nur er selbst hätte sich den „submissen Titel“ eines CLIENTVM INFIMVS beilegen können. Das ist natürlich richtig, was den Inhalt angeht, besagt aber nichts für die Formulierung. Im übrigen war Maximilian in der Tat ein unverächtlicher Lateiner, vgl. Helmut Dotterweich, Der junge Maxi-milian: Biographie eines bayerischen Prinzen, München 1980, 85ff. und jetzt Doris Wittmann, Privatunterricht Maximilians und Studium in Ingol-stadt: Nicht „als ein unvernünftig thier leben“, in: Maximilian I. von Bayern 1573-1651 (Ausstellung im Stadtmuseum Ingolstadt), Ingolstadt 2001, 35-40.
16)      Diese lautet (vollständig): AD / S.P.Q.M. / Cùm in Medio Foro D. Virg. / Erecta STATVA dedicaretur, adiuncta / sequenti Inscriptione: / DEO OPT. etc., ‚An Senat und Volk von München (nach S.P.Q.R. = Senatus populus-que Romanus), als das mitten auf dem Marktplatz errichtete Standbild der Hl. Jungfrau geweiht wurde, unter Beigabe folgender Inschrift: Dem gütigsten Gott‘ etc.
17)      Das sonst gut bezeugte BOICAE fehlt (wohl versehentlich) in Baldes gedrucktem Text.
18)      Gemeint ist, wie schon Schattenhofer 1970, 19 zu Recht vermutet, der 1635 geborene Kurprinz Ferdinand Maria – Maria als zweiter männlicher Vorname wurde offenbar durch Maximilian überhaupt erst eingeführt –, den Balde in einer eigenen Ode (Lyr. 2, 44) der Gottesmutter ans Herz legt. Auf einem Kupferstich Johann Sadelers d. J. von 1639 (in: Glaser 1980, II/2, Nr. 734, 455) heißt dieser SPES ALTERA BOIAE, wobei unter der ‚ersten Hoffnung‘ nicht, wie dort von Johannes Erichsen vermutet, die Gottesmutter, sondern wie der Vorbildvers Verg. Aen. 12, 168 (magnae spes altera Romae: über Ascanius, den Sohn des Aeneas) beweist, Kurfürst Maximilian zu verstehen ist.   
19)      Wie die Erfahrung lehrt, können nur wenige Einheimische etwa mit ‚Balde-platz‘ und ‚ Baldehaus‘, die es beide in München gibt, einen Begriff verbin-den. Verdienstvoll war in diesem Zusammenhang die öffentli-che Erläute-rung der (richtig Balde zugeschriebenen) Mariensäuleninschrift durch den Didaktiker unseres Münchner Instituts für Klassische Philologie, Dr. Franz Peter Waiblinger, im Rahmen seiner Aktion Lapides Latini (zuerst im Som-mer 1999; vgl. http://www.klassphil.uni-muen-chen.de/~waiblinger/lateinauf-stein.html).
20)      Inv. Nr. 29912; eine Abbildung findet man in: Glaser 1980, II/2, Nr. 739, 457-458 mit einer Beschreibung von Dorothea Diemer.
21)      P. J. Mayr S. J., Die Saulen des Bayrlands in der Marianischen Saulen von Maximiliano I. […] aufgerichtet […], München 1738. – Das Jubiläum 1838 wurde verschlafen (oder als peinlich unterdrückt); zu 1938 vgl. oben Anm. 1.
22)      Dabei ist freilich schwer vorzustellen, wie der kränkelnde Bischof den Aufstieg zur rund 14 Meter hohen Krone geschafft haben sollte. Eher möchte man wohl daran denken, daß während der Feier nur eine Weihung der Reliquienkapsel stattfand und diese später an ihrem Ort deponiert wurde.
23)      Nach einer späteren Überlieferung (Albrecht 1998, 296) soll Maximilian auch folgendes geradezu unheimlich virtuose (auf Balde zurückgehende?) Distichon bei der Einweihung gesprochen haben: Rem, regem, regimen, regionem, religionem / conserva Bavaris, Virgo Maria, tuis.
24)      Nach der Erstausgabe von 1643 (Dünnhaupt 1990, Balde Nr. 14; Beitinger / Stroh 2001, Repertorium Nr. 12).
25)      Eine französische Übersetzung und wenige (kaum erhellende) Noten gibt Andrée Thill (Hg.), Jacob Balde, Odes (Lyrica), Livres I-II, o. O. (Mul-house) 1987 (im wesentlichen nach der Ausg. von P. Benno Müller O. S. B., München 1844, 2. Aufl. 1884, Ndr. 1977), aus der der Text übernommen ist; vgl. sonst Beitinger / Stroh 2001, Repertorium unter Nr. 12. Deutsche Übersetzungen des Gedichts sind aufgelistet bei Jürgen Galle, Die lateinische Lyrik Jacob Baldes und die Geschichte ihrer Übertragungen, Münster 1973, 124.
26)      Diese und besonders die anderen beiden Oden (Carm. 2, 19; 3, 25), in de-nen das lyrische Ich des Horaz als ein ausdrücklich verzücktes spricht, ha-ben bei Balde, der selber zu enthusiastischen Zuständen neigte, eine reiche Nachwirkung: Viele (in der Regel: alcäische) Oden sind geradezu mit En-thusiasmi überschrieben; vgl. dazu Schäfer 1975, 178-188 und bes. Prom-berger (1995) 1998.
27)      Nachgeahmt schon vom polnischen Horaz, Sarbievius, in dessen erster Marienode, Lyr. 2, 11, 21-22: Videtis? an me ludit amabilis / Imago Divae? […], später (23ff.): Auditis? O quas praetereuntium / Lyrasque cantusque audio nubium! / Io triumphe! […] (bei Balde ist noch ähnlich Lyr. 3, 1, 77-78: […] fallor an audio / Per astra carmen?). Das visionäre ‚Seht ihr’s?‘ findet sich auch bei Senecas Andromache (Tro. 684): […] cernitis, Danai, Hectorem?, später im Schlußmonolog von Schillers Jungfrau (5. Akt, 13. Sz.): „Seht ihr den Regenbogen in der Luft?“ (zur Einleitung einer Marienvision) und ebenso im Schlußmonolog von Wagners Isolde (Tristan, 3. Akt. 3. Auftr.): „seht ihr’s, Freunde? / Säh’t ihr’s nicht?“
28)      Ähnlich ist die Bildsprache in Lyr. 2, 3, 1ff., wo Balde die Gefühle beim Eintreffen der Siegesmeldung von der Schlacht am Weißen Berg wiedergibt: Haec illa lux est, quae pepulit metum, / Et atra belli nubila candida / Discussit astris […].
29)      Sonstige Belege für bona uerba (in diesem und ähnlichem Sinn) bei Sinko, Thes. ling. Lat. II, 2093, 83ff.
30)      Vgl. Ov. Fast. 1, 72-73: prospera lux oritur, linguis animisque fauete! / nunc dicenda bona sunt bona uerba die; Trist. 5, 5, 5-6 und bes. auch Hor. Carm. 3, 14, 11-12: male ominatis / parcite uerbis.
31)      Bei der Wiedereinweihung der Mariensäule 1970 hielt dann Oberbürger-meister Hans-Jochen Vogel eine vielbeachtete Rede.
32)      Daß hier, wie auch sonst in der Regel, der Eigenname ‚Maria‘ fehlt, hat vor allem prosodische Gründe, die Balde in dem halb scherzhaften Gedicht Lyr. 3, 38 darlegt; vgl. Schäfer 1975, 226.
33)      Infusa […] inhorruit (13): eine Art Enallage von Verb und Partizip an Stelle des logisch korrekteren inhorrens infusa est.
34)      Müller und Thill (s. oben Anm. 25) rieten sonderbarerweise auf Bethlen Gabór, der doch schon 1629 gestorben ist. Zu Hepburn vgl. Rystad 1980, 425.
35)      Merian, Topographia Bavariae 1644, 47.
36)      Vgl. auch dazu mit Quellenhinweis Rystad 1980, 425: Gustav Adolf selbst soll den Gedanken an eine Einäscherung der Residenz entrüstet zurückge-wiesen haben.
37)      Ilias 5, 436-437 usw.; s. zuletzt S. J. Harrison (Hg.), Vergil, Aeneid 10, Oxford 1991, 235 (zu 685-686).
38)      Nach 43 und geminate in 44 ein Doppelchor?
39)      P. v. Rohden, in: Pauly-Wissowa, Realencyclopädie der class. Altertumswiss., Bd. I/2, 1894, Sp. 2314 (abwegig Müller und Thill [vgl. oben Anm. 25] zur Stelle).
40)      Zur Tegernseer Herkunft der real existierenden Marmorsäule vgl. Schatten-hofer 1970, 29.   
41)      Zur Geschichte der von Hubert Gebhard geschaffenen Figur s. jetzt bes. Tipton 1995, 385.
42)      Die Anaphern huc – huc am Anfang der dritt- und zweitletzten Strophe ste-hen in gewolltem Gegensatz zu dem anaphorischen hic – hic – hoc der Beschreibung der Schweden in den Versen 20 bis 22: der Schrannenplatz einst und jetzt, in doppelter Vision vergegenwärtigt.
43)      Vgl. Wilfried Stroh, Horaz und Vergil in ihren prophetischen Gedichten, Gymnasium 100, 1993, 289-322; dort ist auch auf die sonstige Tradition prophetischen Sprechens bei römischen Dichtern – den Griechen scheint dies fast unbekannt – hingewiesen. Auch für Balde gehört das Propheten-tum zu seinem Sendungsbewußtsein als vates; vgl. Promberger (1995) 1998, 74ff.: zu Lyr. 1, 25, mit Verweis auf Silv. 9, 24 und Epod. 20.
44)      Zum späteren ‚Kult an der Mariensäule‘ vgl. Tipton 1995, 381-383.
45)      Zu ihm vor allem Albert 1988; dort zu Horaz: 124-166 (vor allem Festge-dichte und ekstatische Gedichte haben bei ihm stark ‚mimetischen‘ Charak-ter); zu Tibull 2, 1: 171-176.
46)      Hier gilt dasselbe wie für Tibull 2, 1 (Albert 1988, 176; zu Catull 61: 110ff.).
47)      Vgl. Reinhard Heydenreuter, Der Magistrat als Befehlsempfänger – die Disziplinierung der Stadtobrigkeit 1579-1651, in: Richard Bauer (Hg.), Geschichte der Stadt München, München 1992, 189-210, hier 209: „Dort, wo Reichsstädte Rolandssäulen oder Marktkreuze als Zeichen ihrer Freiheit aufrichten, steht in München ein Denkmal der Landesherrschaft.“ Hier haben sich die Zeiten denn doch gebessert. Etwa die einst von Franz Josef Strauß überdimensional projektierte Münchner Staatskanzlei wurde wegen der Proteste der Bürgerschaft von seinen Nachfolgern auf ein erträgli-ches Maß gestutzt. Und im kulturellen Bereich scheint die Konkurrenz von Stadt und Freistaat durchaus belebend zu wirken.
48)      Der Berliner Friedrich Nicolai hielt die Münchner Mariensäule geradezu für ein „Denkmal stumpfer Bigotterie und höchstverfehlter Politik“ (Beschrei-bung einer Reise durch Deutschland und die Schweiz im Jahre 1781, Bd. 6, Berlin und Stettin 1785, 510; vgl. dort bes. auch 515 und 728: zu Balde).
49)      Zitiert nach Schattenhofer 1970, 33.




Literatur

Albert, W., Das mimetische Gedicht in der Antike. Geschichte und Typologie von den Anfängen bis in die augusteische Zeit, Frankfurt a. M. 1988 (Beiträge zur Klassischen Philologie 190 = Diss. München 1987).
Albrecht, D., Maximilian I. von Bayern 1573-1651, München 1998.
Beitinger, W. / Stroh, W., Bibliographie zu Jacobus Balde (1604-1668): http://www.klassphil-uni-muenchen.de/~stroh/balde-bib.htm (wird regelmäßig erneuert; zuerst in Westermayer (1868) 1998 [s. unten], 17*ff.).
Brugger, W. / Goerge, R. (Hg.), 300 Jahre Freisinger Mariensäule 1674-1974. Eine Festschrift, Freising 1974.
Dünnhaupt, G., Personalbibliographien zu den Drucken des Barock, Erster Teil, Stuttgart 1990, 378-400 (zu Balde).
Glaser, H. (Hg.), Wittelsbach und Bayern II: Um Glauben und Reich – Kurfürst Maximilian I., Teil 1: Beiträge zur Bayerischen Geschichte und Kunst 1573-1657; Teil 2: Katalog der Ausstellung in der Residenz in München 12. Juni – 5. Oktober 1980, München 1980.
Graßmann, W., Die Münchner Mariensäule (16. 12. 2000), http://www.sfn.uni-muenchen.de/krieg/m30jk/mariensaeule.htm.
Heider, A., Spolia vetustatis – Die Verwandlung der heidnisch-antiken Tradition in Jakob Baldes marianischen Wallfahrten: Parthenia, Silvae II 3 (1643), eingel., herausg., übers. u. erläutert v. A. H., München 1999 (Münchner Baldestudien 1 = Diss. München 1992).
Promberger, B., Die ‚Enthusiasmen‘ in den lyrischen Werken Jacob Baldes von 1643. Übersetzung und Kommentar, Diss. München 1995, Ketsch b. Mannheim 1998.
Rystad, G., Die Schweden in Bayern während des Dreißigjährigen Krieges, in: Glaser 1980, II/1 (s. o.), 424-435.
Schäfer, E., Deutscher Horaz. Conrad Celtis, Georg Fabricius, Paul Melissus, Jacob Balde. Die Nachwirkung des Horaz in der neulateinischen Dichtung Deutschlands, Wiesbaden 1976.
Schattenhofer, M., Die Mariensäule in München, München 1970 (21971).
Tipton, S., „Super aspidem et basiliscum ambulabis […]“. Zur Entstehung der Mariensäulen im 17. Jahrhundert, in: Breuer, D. (Hg.), Religion und Religiosität im Zeitalter des Barocks, Wiesbaden 1995, Bd. I, 375-398.
Westermayer, G., Jacobus Balde (1604-1668), sein Leben und seine Werke, Nachdr. d. Ausg. München 1868, hg. v. H. Pörnbacher / W. Stroh, m. einem Nachw. v. V. Lukas u. einer ausf. Bibl. v. W. Beitinger u. W. Stroh, Amsterdam / Maarssen 1998 (GLB S 3).
Nur noch hinweisen kann ich auf die materialreiche kunstgeschichtliche Magi-sterarbeit von Cornelia Henrichs, Die Mariensäule in München – ein zeitge-schichtliches Porträt, Ludwig-Maximilians-Universität München, Sommerseme-ster 2001 (mir freundlicherweise zugänglich gemacht von Herrn Kollegen Prof. Manfred Heim), dort S. 32-42 zu Entstehung und Einweihung der Mariensäule.