Wilfried Stroh

Weltsprache Latein

Vortrag in Straubing am 28.6.2006 und in Bochum am 4.7.2006

Nach allem, was wir wissen, ist Latein die (bisher) erfolgreichste Sprache der Weltgeschichte. Noch nach dem Ende der antiken Kultur war es ein Jahrtausend hindurch, von der Bildungsreform Karls des Großen bis fast zur Zeit der Französischen Revolution, weltweit als Zweitsprache das selbstverständliche Kommunikationsmittel aller Gebildeten und bevorzugte Sprache sogar der schönen Literatur; auch heute lebt es weiter nicht nur in den vom Unterricht betreuten lateinischen Klassikern, sondern bekanntlich auch in den romanischen Sprachen, der Wissenschaftsterminologie und – als lebendig praktizierte Sprache – auf Kongressen, in Zeitschriften und im Internet (tela totius terrae). Beruht dieser Welterfolg der einst unbedeutenden Regionalsprache von Latium nur auf der Gewalt der römischen Waffen, die ein Weltreich erobert haben? Oder auf einer geistigen Leistung der Römer? Oder auf einer Kraft der Sprache selber? Dies soll bei einem Gang durch die Weltgeschichte des Lateinischen diskutiert werden, wobei die antike Sprachgeschichte im Vordergrund stehen wird: Wann überhaupt ist Latein Weltsprache geworden? Wie und wieweit hat es sich vor allem gegen das Griechische durchsetzen können?