Jan Novák: Iosephi Eberle P.L. Testamentum

für gemischten Chor, Solisten und vier Hornbläser, 1966
Text und Übersetzung: Joseph Eberle

Villo vere loquitur,
nequam et poeta:
senex sicut vetula
nil est nisi spreta,
iam non habens pretium,
tenuis moneta.
Faciamus igitur
tempore decreta!

Diviti vel pauperi,
malo vel honesto,
sapienti, stupido,
laeto, lento, maesto,
unicuique veniet
illa dies - esto!
Meum autem providus
testamentum praesto.

Corpus terrae reddite,
de qua facti sumus.
Tantum viatoribus
noster dicat grumus:
"Natus, passus, mortuus
est et rursus humus
iste, cuius effluet
nomen tamquam fumus."

Coniugi carissimae,
impigrae per motum
vitae mare sociae,
primum solvo votum:
Quod iam habet, teneat:
meum cor devotum
pium et gratissimum
et amorem totum.

Flammis detur avidis
mea longa, bella
titulos et munera
numerans tabella:
Suum supercilium
vana domicella
denigret fuligine
reliqua nigella.

Summa, qua sum praeditus,
animi bonorum
(et aperte fateor
parum est eorum)
dono liberaliter
numerosum chorum
stipis indigentium
fratrum et sororum.

Quod ad nummos attinet,
quos relinquo, scite:
Livor illos vindicat,
cui concedo mite:
Nummis gulas invidas
ergo refercite,
ut optatis nummulis
suffocentur rite.

Ad poetae gloriam
meum lego gratis
nomen magistratibus
huius civitatis:
Angiporto tacito
nomen imponatis,
ubi furtim iuvenes
ludant cum amatis!

Sub uxoris oculo
diffidente strabo
pristinis amoribus
hoc promissum dabo:
"Regnum si caelestium
ante vos intrabo,
nostro dulci vitio
veniam orabo."

Cuidam amicissimo,
quem amavo pridem
plus quam meos oculos,
sed qui non est idem,
meum fidelissimum
(quod ignoscant Di!) dem
canem, ut percipiat
infidelis fidem.

Item vappae dolium
habeat senilis
ille, cui nec Veneris
proles puerilis
mentem umquam rapuit
Musa nec subtilis:
Sciat, quid sit crapula,
semel - etsi vilis.

Iuventuti mando spem
mundi plane novi,
diu quam in pectore,
tamen frustra fovi:
Non sit mundus amplius
talis, qualem novi.
nec sit homo homini,
quod est lupus ovi.

Testans per ridicula
gravitate iuncta
pro cuiusque merito
nunc divisi cuncta.
Ut pensetis, mea vult
anima defuncta
munere memoriae
munera sic uncta.

Villon, Nichtsnutz und Poet,
hat es so betrachtet:
Alter Mann und altes Weib
werden nicht beachtet;
sie sind Münzen außer Kurs,
wertlos und verachtet.
So bestell ich denn mein Haus.
eh's mir selber nachtet.

Krösus oder Habenichts,
Schurke oder Beter,
Weiser, Dummkopf oder Narr,
Dörfler, Pflastertreter -
jedem kommt einmal sein Tag,
hilft ihm kein Gezeter.
Nehmt drum hier mein Testament
heute schon für später.

In der Erde soll mein Leib,
draus er stammt, verwesen,
und auf meinem Hügel soll
dies der Wandrer lesen:
"Ward geboren, litt und starb;
wer er einst gewesen
hat die Zeit hinweggefegt -
Herbstlaub unterm Besen."

Aller Güter höchstes sei
Jener zugeschrieben,
die mir auch auf stürmscher Fahrt
treu zur Seit geblieben:
Was sie hat, behalte sie
ohne Furcht vor Dieben:
dieses ihr ergebne Herz
und sein ganzes Lieben.

Titel, Orden, Doktorbrief,
all dergleichen Ehren
werft ins Feuer, mag den Kram
seine Glut verzehren!
Keinem eitlen Jüngferlein
soll man's aber wehren,
seiner Augen Glanz und Glut
mit dem Ruß zu mehren.

Was Natur mir zugeteilt
hat an Geistesgaben
(und ich gleich in dem Betracht
einem Waisenknaben),
damit will ich generös
all die vielen laben,
die verschämte Arme sind
und noch weniger haben.

Item, was das Geld betrifft,
das ich hinterlasse,
so erhebt schon längst der Neid
Anspruch auf die Kasse.
Lasst sie ihm und stopft ihn voll,
was die Fresse fasse,
bis er übersatt erstickt
an der goldnen Masse.

Meinen Namen will ich einst
- wir Poeten brennen
ja auf Nachruhm - dieser Stadt
gratis zuerkennen:
Ein verschwiegnes Gässlein soll
man nach mir benennen,
wo sich abends ungestört
Liebespärchen können.

Unterm Blick der lieben Frau,
dem nicht sehr diskreten,
geb ich dies Versprechen ab
euch, ihr längst Verwehten:
"Sollte ich das Himmelreich
vor euch einst betreten,
will für unsre süße Schuld
ich um Ablaß beten."

Meinem alten Busenfreund,
dessen gutem Kerne
ich so lange blind vertraut,
denn ich hatt' ihn gerne,
ihm vermach ich - jeder Spott
liegt mir dabei ferne -
meinen Hund, auf dass der Mensch
Treue von ihm lerne.

Ein Fass Fusel kriegt der Narr,
der noch nie erlaubte,
dass ihn Liebe oder Kunst
seines Sinns beraubte:
Einmal, nur ein einzges Mal
möge das verstaubte
Hirn erfahren, was ein Rausch,
dran es niemals glaubte.

Meine Hoffnung, dass die Welt
gänzlich sich erneue,
lass ich, Jugend, dir zurück,
halte ihr die Treue:
Tu das Deine, dass der Mensch
sich des Menschen freue,
nicht mehr wie das Lamm vorm Wolf
vor dem Nächsten scheue.

Nun ich jedem nach Verdienst
redlich und als Schwabe,
teils im Spaß und teils im Ernst,
zugemessen habe,
schuldet ihr dem Geber Dank:
Eure Gegengabe
sei ein Gran Erinnerung,
liegt er einst im Grabe.


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